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Luftwirbel Traveling ... Island

Island-03

Sonntag 29 August 2021

Island-03

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Es war ne gute erste Nacht auf dem Schiff. Bis halb 8 schlafen wir aus.

 

Für heute haben wir Frühstück auf Deck 6, im Skansagarður gebucht. Eine sehr gemütliche Atmosphäre und ein riesen Buffet erwartet uns. Brote und Brötchen (sehr lecker und frisch), Herzhaft (Käse, Wurscht, Salami), Rohkost (Tomate, Gurke, Melone, Orangenschnitze), Jogurt, Müsli und warme Speisen wie Bohnensuppe, Würstchen, Rührei mit Speck, Spiegelei, gekochtes Ei und ganz klar das Highlight, frische Pfannkuchen mit verschiedenen Saucen. Genial. Der Kaffee ist jetzt nicht der Brüller, aber soweit ganz ok. Dazu gibt es noch verschiedene Säfte.

Wir geniessen das Frühstück in vollen Zügen und beobachten dabei aus dem Fenster die Möwen, die entlang des Schiffs mitsegeln. Faszinierend. Manchmal nur knapp über der Wasseroberfläche, dann wieder hoch. Mal alleine, mal zu dritt. Wie weit sie uns wohl aufs offene Meer begleiten?

Tag auf hoher See

 

Natürlich ist die Frage berechtigt: Was machen wir 3 Tage auf dem Schiff und nochmals 2 Tage in Island in Quarantäne? Wir haben ein Kartenspiel Magic-The Gathering dabei für zwischendurch. Aber die Hauptzeit werden wir mit „lernen“ verbringen.

 

Martin hat vor ungefähr einem Jahr ein Masterstudium in Wirtschaftsinformatik begonnen. Im November stehen die erste IHK-Prüfung an. Jeden Mittwochabend hat er online-Unterricht. Dreimal fehlen, nur weil wir im Urlaub sind, liegt eigentlich nicht drin. Wir werden uns jeweils spontan so organisieren, dass er auch von Island aus, wenn irgendwie möglich, teilnehmen kann. Er ist somit mit Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitung beschäftigt.

 

Und ich, ich will fotografieren lernen.

Bis jetzt hatte ich auf Reisen meist eine kleine Kompaktkamera der Marke Panasonic (DZ-TZ) dabei. Diese Art Kamera hat sich, in meiner Hinsicht, auf Motorradreisen sehr bewährten. Klein und handlich. Während dem Motorradfahren trage ich sie um den Hals und wenn ich schnell was knipsen möchte, so brauche ich nur anzuhalten und kann die Kamera sogar mit Handschuhen bedienen.

 

Mit den meisten Fotos bin ich ja auch mehr oder weniger zufrieden. Für Island darf da aber mehr bei rauskommen.

Ich will nicht nur per Zufalls(-automatik) tolle Erinnerungsbilder machen. Ich möchte gezielt richtig gute Fotos machen können. Dazu muss ich die Kamera einstellen und die Grundregeln des Bildaufbaus verstehen.


Glückstreffer mit der DC-TZ91 - So tolle Fotos eher eine Seltenheit.

Fotosafari und deren Auswirkung

Kleiner Sprung in die Vergangenheit:

Bei Fotosafari in Darmstadt buchte ich den Grundlagen 1 + 2 Kombikurs (Samstag und Sonntag). Wegen den Corona Einschränkungen konnten die Kurse im Sommer nicht stattfinden. Erst wenige Wochen vor unserer Abreise wurde der Kurs durchgeführt. Zum Glück.

 

Nach der Kennenlernrunde starteten wir, nach einem kurzen Theorieteil, direkt mit spannenden Praxisübungen zu ISO, Blende und Belichtungszeit. Ich kämpfe mit meinen Einstellungen. Schärfe und Unschärfe krieg ich irgendwie nicht hin.

Dann durften wir bei Studioaufnahmen unserer Fantasy freien lauf lassen und jegliches vorhandenes Equipment benutzen. Das hat wirklich einen heiden Spass gemacht.

Eigentlich ein toller Tag, aber leider bekam ich mit meiner Kamera das Spiel mit der Schärfe/Unschärfe einfach beim besten Willen nicht hin. Schon bei den Übungen mit verschiedenen Blendenöffnungen (am Morgen) konnte ich bei meiner Kamera keinen Unterschied feststellen.


Übung Billiardkugel - Bei mir völlig fehlgeschlagen

Eine wichtige aber sehr wohl auch sehr deprimierende Feststellung: Mit meiner Kamera kann man nicht freistellen. Man kann im Automatikmodus Glück haben und es gibt vielleicht ein super Bild, aber das ist reines Zufallsprinzip.

 

Das macht für mich alles keinen Sinn. Ich muss mich erst nach einer anderen Kamera umschauen, bevor ich Kursteil 2 besuchen möchte. Alles andere ist für mich verlorene Zeit.

Der Kursleiter Frank fand meine Idee vom Abbrechen nicht toll, denn dann würde der Kurs unter die Mindestteilnehmerzahl fallen und nicht stattfinden. Er bot mir an, mir Morgen eine Kamera von sich mitzubringen mit der ich üben kann. Ich stimmte zu und so durfte ich am Sonntag mit seiner Systemkamera Panasonic FZ-1000 die Übungen machen.

Gestern bewegten wir uns in der Halbautomatik, am zweiten Tag wagen wir uns nun in den manuellen Modus.

Ohne allzu viel Theorie gehen wir direkt raus in den Stadtgarten. Gegenseitige Porträts und Aufnahmen von Bienchen und Blümchen. Und siehe da, Fotografieren und ausprobieren macht plötzlich wieder Spass. Unglaublich Spass sogar.

Der Hacken an dieser Erkenntnis: Wenn ich mit meiner jetzigen Kamera nach Island fahre, werde ich mich über ganz viele Fotos ärgern. Das weiss ich jetzt schon. Einfach, weil ich weiss, dass es besser geht, dass ich es besser könnte.  

 

 

Somit müssen wir wohl oder übel noch vor unserer Reise investieren: In eine Kamera, passende Ersatz Akkus, Kameratsche und ein leichtes Reisestativ (ich habe ja schliesslich im Kurs aufgepasst – Für Landschaftsaufnahmen ist ein Stativ zwingend notwendig). Und Frank empfahl mir ausdrücklich, mich mit dem Thema Filter auseinanderzusetzen. Mindestens ein Grau Filter sei Pflicht für Island.

 

Zu teuer soll die Kamera nicht sein, denn sie wird ja nicht mit Samthandschuhen, sondern wortwörtlich mit Motorradhandschuhen angefasst. Sie wird kein angenehmes Dasein haben und einiges mitmachen müssen.

 

Die Suche auf Ebay Kleinanzeigen ist zeitintensiv, doch ich finde das Model, welches ich im Kurs benutzen durfte, zu einem sehr guten Preis inkl. 3 Ersatz Akkus und mit fast einem Jahr Garantie. Perfekt. Eine passende Tasche und ein leichtes Reisestativ Stativ hingegen sind schnell gefunden.

Schwieriger wird es bei den Filtern. UV, Pol, ND und GND, Grau oder Neutraldichtefilter oder wie die alle heissen. Solls ein Schraubfilter oder Steckfiltersystem werden? Erstmals nur lauter Fragezeichen. Und dann muss das Ganze auch noch auf den Durchmesser des Objektivs passen. Oder mit einem Adapter passend gemacht werden.

Ich muss mich in die Materie einlesen und mich schlau machen. Nachdem ich die Unterschiede und Grundfunktionen halbwegs begriffen habe schliesse ich mich mit Martin kurz: Es ist ja schön und gut, dass es tausend verschiedene Möglichkeiten gibt, aber WAS wollen WIR überhaupt an Filter einsetzten?

Während dem Motorrad fahren will und kann nicht mit zu vielen Filtern hantieren. Es ist und bleibt eine Motorradreise und keine Fotoreise. Es muss praktisch sein. Weniger ist mehr. Aber der eine oder andere Filter möchten wir auf alle Fälle ausprobieren. Wir kommen eh nicht drum herum, wir müssen erst unsere Erfahrungen sammeln, erst danach wissen wir, was optimal für uns gewesen wäre.

 

Wir entscheiden uns wir uns für ein Steckfiltersystem von Nisi.

An Nisi faszinierte uns vor allem die vielen und tollen Tutorials, Erklärungen und 1:1 Vergleiche, welche sie auf der Homepage anbieten. Echt Super. Keiner der anderen Hersteller bietet so eine Palette an brauchbaren und verständlichen Informationen für „Ahnungslose“.

Aber auch Zweifel stand im Raum. Der Hauptsitzt von Nisi liegt in Zhuhai, China. Ich will keinen China-Mist kaufen! Offen schreibe ich den Vertriebssitz Nisi-Deutschland bezüglich unserer Skepsis an und erhalte unerwartet schnell eine Antwort. Auch werden mir alle weiteren Fragen beantwortet.

Schlussendlich vertrau ich meinem Bauchgefühl und bestelle komplett bei Nisi.

Ob wir zufrieden sind oder nicht, das werden wir dann in Island herausfinden. Denn davor bleibt leider keine Zeit mehr.

Die zwei Tage Kurs in Darmstadt machen aus einem noch „keinen Profi“. Jetzt kennt man die Grundlagen. Wie Komplex die ganze Thematik ist, realisiere ich erst beim durchackern des 351 seitigen Handbuches von Jacqueline Esen. Ein herzliches Dankeschön an Patrick, der mir das Buch für die optimale Island-Vorbereitung zur Verfügung stellte. Doch "nur" durchlesen alleine nutzt bei so einem Buch nichts. Ausprobieren – Verstehen – üben. Sehr Zeitintensiv. Aber so macht lernen auch Spass.

 

Eine kleine Auswahl meiner Übungs-Opfer kannst Du unter "Übung macht den Meister" anschauen. Angefangen bei einer Nacktschnecke (die sich dankbarerweise nicht besonders hektisch fortbewegte) bis zum Junged-Motorrad-geschicklichkeits-Training/Turnier vom OAMC.

"Jeder" und alles musste "hinhalten". Hund, Katze, Vogel bis hin zum Ventilator an der Decke.


Im Doppelbett

Auf Deck 9 schnappen wir frische Luft. Es ist bewölkt und sehr windig. Wasser, soweit das Auge reicht. Nichts als Wasser - und Bohrinseln. Krass, wieviele Bohrinsel da so im Meer rum stehen. Das stimmt uns dann doch auch ein bisschen nachdenklich.

Martin macht es sich im Windschutz gemütlich, während ich mit Einstellungen und Polfilter experminetiere.

Zurück in der warmen Kabine bereite ich uns einen frischen Ingwertee zu. Heisses Wasser kann man in der Nóatún Cafeteria kaufen. Für eine Füllung unserer Thermoskanne muss ich 10 Dänische Kronen (DDK) (=1,35€) auf die Theke legen. Ein mittelmässig guter Kaffee im Pappbecher würde 22DDK kosten. Ein richtig guter Espresso gibt es auf Deck 10 im Panoramarestaurant für 25DDK.

Als ich am nächsten Tag wieder heisses Wasser für unsere Thermoskanne kaufe, da kostet es 20DDK. Begründung: In die Kanne passen ja schliesslich zwei „Becher“. Ziemlich kleinlich, finde ich. Jetzt verstehe ich auch, warum wir den heimlichen „klau“ von heissem Wasser des öfteren schon beobachten konnten.

 

Dann wird gelernt. Im Doppelbett. Voll gemütlich. Das Schiff schaukelt gleichmässig vor sich hin.

Lernen macht müde... und ein PowerNip muss ab und zu auch sein.

Zum z´Mittag essen wir unsere eigepackten „Kühlschrankreste“.

Und dann wird weiter gelernt. Wie an einem faulen "Sonntag".

Die Doppelbettkabine hat sich bereits gelohnt. Es ist einfach ultra gemülich. Am Bullauge zieht das Wasser vorbei. Und Bohrinseln.

Land in Sicht

16:30 Uhr (Ferörische Zeit) – Ja, die Zeit läuft hier auf dem Schiff tatsächlich etwas anders.

16:30 Uhr, Schiffszeit - für heute haben wir genug gelernt. Die M/S Norröna passiert soeben die Shetlandinseln. Bei spannenstem Wetter. Das schauen wir uns von draussen an.

Faszinierendes Sonnen-Schatten-Wolken-Spiel

Auf Deck 10 – bei einem Cappucino – beginnen wir ein Magic Boster-draft. Ein knappes 1:0 für Martin. Mein Kontrahent hatte schlicht und einfach zum entscheidenden Zeitpunkt mehr Glück, als erwartet. Dabei sah ich meinen Sieg schon vor Augen.

Nach dem Abendessen in der Nóatún Cafeteria flötzen wir uns in der Skybar direkt auf ein zweier-Sofa.

Wenn ich einen Augenblick einfrieren könnte, dann diesen. Arm in Arm mit Martin. Blick aufs Wasser. Der Bug des Schiffes tanzt gemächlich auf und ab. Dazu die Life-Musik des Sänger und Gitarristen von gestern Abend. Im Hintergrund die verschiedenen Stimmen – Englisch, Deutsch, ja sogar Schwyzerdütsch höre ich irgendwo raus, neben den vielen für mich unbestimmbaren Sprachen. Ich könnte ewig so sitzen, den Herzschlag von Martin spüren und dem Auf und Ab zusehen.

Das Leben ist schön. Das sollten wir uns immer wieder mal in Erinnerung rufen.

Das war ein Tag auf hoher See. Das Schiff wird uns auch während der Nacht weiter Richtung Island bringen.

 

Und wir legen uns in unser Doppelbett. Gute Nacht.

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