Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Dienstag 7 September 2021
Zeit unterwegs von 11:15 bis 15:50 Uhr
Zeit in Fahrt = 2:35 h
148 Kilometer
Guten Morgen,
wir haben noch immer Kümmelbrot. Martin brutzelt kurzerhand zwei Spiegeleier mit Speck. Ich schneide das Brot in Scheiben und schon schmeckt unsere Kreation.
Gegen 11:15 verlassen wir diesen wunderbaren Platz und brechen Richtung Westfjorde auf.
An Laugarbakki vorbei. Die aussergewöhnliche Tankstelle mit den leckeren Waffeln hat noch geschlossen. Schade irgendwie.... Ich hätte mich ja direkt mit einer Kaffeepause anfreunden können.
Heute zeigt sich das isländische Wetter wieder von seiner vielfältigen Seite. Ein Mix aus Sonne und Regen begleitet uns. Temperaturen im Einstelligen Bereich. Das ist uns grundsätzlich viel lieber als den Dauerregentag von gestern. Ganz ehrlich, so ein schwarzer Himmel ist schon irgendwie beeindruckend.
Nach 28 Kilometer auf der Ringstrasse erreichen wir eine ganz normale N1 Tankstell Staðarskáli. Die Alp hat Durst. Hier gibt es zwar keine leckeren Waffeln, dafür Hotdog. Ja sogar in Speck eingewickelt.
Dann biegen wir auf die 68 und fahren für heute den ersten grossen Fjord. Auf dem Foto unten kann man den LKW auf der anderen Seite gut erkennen. Da waren wir eben auch noch.
Direkt beim verlassen der Ringstrasse kündigt unser Lieblingsschild [Malbik Endar] das Ende von Asphalt an.
Hallo du mächtiger Westfjord, denke ich laut unter dem Helm.
Stefan Loose schreibt: „Die Westfjorde beginnen da, wo der Handyempfang aufhört“, sagen die Menschen, die hier leben. Das stimmt zwar nur bedingt, aber das Gefühl bleibt.
Und wie recht er hat. Schon nach wenigen Kilometern sind wir alleine.
Seine Empfehlung lautet, wer weniger als 4 Tage Zeit hat, schenkt sich die Umrundung (700 KM ohne Abstecher - siehe Karte unten) und macht einen Tagesausflug nach Hólmavík. Dieser Empfehlung werden wir nachkommen. Unser Ziel ist das Hochland. Heute wollen wir einfach ein bisschen Westfjord-Luft schnuppern und Morgen dieselbe Strecke wieder zurück zur Ringstrasse fahren.
Die 68 führt uns an der Küste entlang. Von hier haben wir wunderbarste Sicht auf die gegenüberliegende Küste.
Ein Blick in unseren Küchenkoffer….
..und auf die Wellenstrasse vor uns. Yeah.
Mit 7°C ist es heute irgendwie angenehm. Kalt, aber angenehm. Sonnige und regnerische Abschnitte wechseln sich ab. Kaum lassen wir den einen Regenbogen hinter uns, da erwartet uns der nächste.
Beim erreichen der nächsten Fjordschwelle hängen düstere Wolken tief in den Tälern.
Weiter geht’s der Küste entlang Fjordauswärts. Bevor wir in den nächsten Fjord abbiegen, können wir einen Blick auf das Cap der Halbinsel Heggstaðanes werfen. Ja genau da, an jenen Felsen sollen die Eissturmvögel brüten.
Mit Zoom. Hinter dem Cap vom Heggstaðanes sieht man die Halbinsel Vatneses. Da wo wir die Seehunde beobachten konnten und der schöne Campingplatz Hvammstangi liegt.
An den Ufern liegen grosse Treibholzansammlungen.
Wir geniessen einen kurzen sonnigen Abschnitt und legen spontan eine Kaffepause ein. Jeden Sonnenstrahl aufsaugen und natürlich die leuchtende Landschaft in der Kamera einfangen.
Hier wurde ein Weidezaun aus Treibhölzer errichtet. Martin stellt sich neben so einen «Pfosten». WOW – gewaltig.
Wir steuern auf den nächsten Fjord zu. Das Wetter wird spürbar rauer. Ein kalter Seewind bläst Richtung Land. Und obwohl es grad sehr unangenehm ist, so legen wir auch an dieser Fjordschwelle einen Halt ein. Ein schwarzer Sandstrand, tosendes Wasser und fein säuberlich zusammengebundenen Treibhölzer sind ein guter Grund, um einen Abstecher an die Grönlandsee zu machen. Ich bin über meine neue Mütze richtig froh. Wenn es irgendwie möglich wäre so würde ich sie sogar unter dem Helm tragen.
Die grossen Treibhölzer werden mit einem Spanngurt zusammengeschnürt. Die kleinen Stücke kommen in Gitter oder Holzboxen.
Nach 41/2 Stunden und 148 Kilometer erreichen wir Hólmavík. Es ist 15:50 und ich freue mich irgendwie darüber, heute mal etwas früher anzukommen. Der Campingplatz ist schnell gefunden. Anmelden und bezahlen müssen wir gegenüber beim grossen Schwimmbad. Auf der doch sehr kleinen, dafür durch einen Wall windgeschützten Zeltwiese stellen wir unser Tipi.
Noch ist erst ein weiteres Pärchen mit Wohnwagen und aufblasbarem Vorzelt hier. Später füllt sich der Platz ziemlich gut. Mit dem Miet-Toyota rechts neben uns sind zwei Jungs unterwegs. Sie werden sitzend im Auto übernachten. Spezielle Typen.
Beim ebenso kleinen Sanitär-Häuschen entdecken wir Corona-Richtlinien. 4 Meter Abstand muss zwischen den Zelten vorhanden sein. Aber Achtung – ganz neu ist uns, dass man Fleisch und Ei gut kochen und man sich von streunenden Tieren in Marktgebieten fernhalten soll. Vielleicht wissen die etwas, dass die Deutschen (noch) nicht wissen? Und bestimmt viel wirksamer und gesünder, als ständig zu desinfizieren eine einfache Regel: Berührungen mit Augen, Nasen und Mund vermeiden. Wir tatschen uns eh viel zu oft im Gesicht rum.
Morgen ist Kilometerfressen angesagt. Martin hat am Nachmittag (in Deutschland am Abend) Online Unterricht. Noch haben wir keinen Plan, wie weit wir kommen und wo wir uns einrichten. Möglichst nahe an unserem Einstieg ins Hochland und ganz wichtig, ein Campingplatz mit Aufenthaltsraum und WLAN. Wir werden zeitig aufbrechen und wollen, wenn möglich, nicht ans Einkaufen denken müssen. Darum lieber jetzt einen Spaziergang zum nah gelegenen Supermarkt.
Wir kaufen 2 Gipfeli (für Morgen zum Frühstück), Suppe, Würstchen und Knäckebrot.
Kaum ist alles in den Motorradkoffern verstaut, laufen wir grad wieder los. diesmal in die andere Richtung, zum Hanfen.
Wir möchten heute Abend im Café Riis auswärts essen gehen. Dort soll es ausgefallene isländische Spezialitäten wie Gellur, aber auch ganz „normale“ Speisen“ wie Fisch oder Pizza auf der Speisekarte geben.
Wir suchen das Café Riis auf und reservieren für später einen Tisch. Gemütlich bummeln wir zum Hafen.
Die Attraktion dieses kleinen Hafenorts – immerhin mit 500 Einwohner die grösste Siedlung der Region - soll das Hexenmuseum sein. Es hat geschlossen. Dafür statten wir einem kleinen Handwerk-Lädeli einen Besuch ab.
Die Blaubeeren hat die Frau selbst gesammelt. Sie sehen lecker aus. 500gr kosten 2000 ISK. Wir haben keine Ahnung, geschwiege können es abschätzen, ob der Preis in Ordnung ist, wir kaufen sie einfach und freuen uns darüber.
Die sehen nicht nur gut aus, die schmecken auch richtig lecker.
Weiter entdecken wir auf unserem Spaziergang schöne Blümchen ….
…ein Holzgerüst... – Häää, sehen wir richtig? Ein mit Holz eingerüstetes Haus, und das auf einer Insel, wo nur gerade mal 2% mit Wald bedeckt ist. Wie kommt das? Wenn es jemand weiss, bitte Kontakt aufnehmen – würde uns tatsächlich interessieren.
…und eine Brunnenskulptur, welche sich zum Fotografieren-experimentieren wunderbar eignet.
Nun aber zurück zum Café Riis. Ganz ehrlich, wenn wir nicht wüssten, dass es in diesem Wellblechhaus lecker Speis und Trank gebe, so würden wir hier nie einkehren. Wir hätten das Gebäude schlicht und einfach nicht als „Gaststätte“ eingestuft. Danke an Stefan Loose für den super Tipp :-).
Drinnen ist es voll schön und gemütlich.
Martin bestellt die isländische Spezialitäten Gellur - Kabeljau-Bäckchen (cod cheeks).
Ich entdecke beim Nachbarstisch etwas sehr köstlich Aussehendes und bestelle das. Serviert wird mir ein Lammsalat.
Beide Gerichte sind äusserst lecker und liebevoll hergerichtet. Unglaublich lecker sogar - Miammmm. Ein Bierchen und eine kleine Flasche Wein, zwei ebenso schmackhafte Desserts und natürlich Kaffee für 12680 ISK = 84 Euro.Fantastisch. Das café Riis ist einfach ein Besuch Wert. Auch die "Jungs" am Tresen sind cool druf.
Satt und glücklich laufen wir zurück zu unserem Tipi.
HEUTE gibt es Nordlichter. Der KP-Wert verspricht hohe Sonnenaktivität und der Himmel ist nur wenig Bewölkt. Zudem sollen sich die wenigen Wolken auch noch auflösen. Perfekt.
Die Chance, dass wir sie zu Gesicht bekommen ist somit richtig gross.
Ich stelle den Wecker auf 22:58 Uhr.
Was war nochmals der dritte Faktor? Ja genau – Möglichst wenig Lichtverschmutzung.
Der Wecker klingelt. Es ist „arschkalt“, ich „quäle“ mich aus dem warmen Schlafsack und strecke den Kopf zum Zelt raus.
Mich erwartet ein „Meer“ aus grellen Flutlichtern, welche das Sportzentrum Taghell erleuchten lassen. Ich kann noch nicht mal die Sterne in dieser wolkenlosen Nacht sehen. Es ist einfach nur grell, blendend hell.
Dass Heute, genau in dieser Nach, tatsächlich Nordlichter in der Gegend gesichtet wurden, dass bestätigen uns - ein paar Tage später - andere Reisende. Die einen zeigen uns sogar Fotos. Unglaublich irgendwie.